Also zuerst möchte ich mal etwas zu dem Umgang unserer Gesellschaft mit dem Alter bemerken: Heute sagte ein Herr zu mir, dass es sich nicht gehört, eine Frau nach dem Alter zu fragen.
Das ist die gängige Meinung der Gesellschaft und ich hätte das sicher noch vor kurzem genau so unterschrieben.
Doch dieses Mal ist mir bei der Nachricht aufgefallen, dass diese Aussage sich mit der Aussage, „auf das Alter kommt es nicht an,“ widerspricht, denn ist es nicht so, dass es ja dann doch darauf ankommt, wenn man das Alter auf die eine oder andere Weise thematisiert? (Aber das nur am Rande, als Gedanke.)
Wenn es auf das Alter also nicht ankommt, dann könnte man ja auch danach fragen. Warum sollte man das bei einer Frau nicht erfragen dürfen? Dieses „nicht-fragen-dürfen“ beinhaltet doch, dass eine Frau ab einem bestimmten Alter nicht mehr attraktiv erscheint? Oder was ist die plausible Antwort auf diese gängige Etikette?
Dass sich die beiden Aussagen, „das Alter ist egal“ und „ man fragt eine Frau nicht nach dem Alter“ widersprechen, ist mir tatsächlich heute erst aufgefallen.
Und wie ist das jetzt, mit 56 Jahren Escort anzubieten und sich mit erotischen Fotos öffentlich zu präsentieren?
Diese Frage hatte ich mir selbst gestellt, als vor kurzem eine Bekannte zu mir sagte, dass ich mutig sei, mich in meinem Alter halbnackt öffentlich zu präsentieren. Im Umkehrschluss heisst es dann ja, dass dies weniger Mut bedarf, wenn man jünger ist. Das glaube ich nicht, aber ich kann ja nur aus der Sicht der Älteren sprechen.
Als ich das erste Mal ein Foto von mir mit blanken Brüsten ins Internet stellte, war mir tatsächlich sehr mulmig zumute. Und es stimmt, dass ich eine Menge Mut brauchte. Allerdings nicht wegen meines Alters, sondern wegen meines Körpers. Ausschließlich deswegen. Ich mochte ihn zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich. Das hat sich mittlerweile geändert und ist eine ganz andere Geschichte, die ich irgendwann hier auch noch erzählen werde.
Mein Alter war für mich kein Thema. Ich habe keine Sekunde daran gedacht, zu alt zu sein, um diesen Job zu machen und sagte einfach ja, als ich gefragt wurde, ob ich Interesse hätte. Aus heutiger Sicht habe ich alles richtig gemacht und fühle mich sehr wohl mit dieser Entscheidung.
Sicherlich hat das späte Einsteigen Vorteile für mich:
Ich bin erfahrener, als ich das in jungen Jahren war und gebe das auch gerne weiter.
Ich habe viel mehr Spass am Sex, als ich als jüngere Frau hatte und auch diesen Spass gebe ich gerne weiter.
Ausserdem reizt und erregt es mich, mein Alter öffentlich zu machen. Ich müsste noch ergründen, warum das so ist. Wahrscheinlich, weil dieses Alter in der Branche nicht unbedingt die Norm ist. (Und nochmal ja, ich habe die Diskussion um das Alter dann also doch angenommen, sonst würde mich das nicht erregen. Oder?)
Ich erhalte jede Menge wertschätzende Kommentare, die mein Alter betreffen und das schmeichelt mir und tut mir gut.
Auf das Alter kommt es nicht an - vielmehr auf die innere Einstellung
Es gibt also nichts weiter zu diesem Thema zu sagen, als dass das Alter völlig egal ist und es viel mehr auf die innere Einstellung ankommt.
Die Einstellung und Wertschätzung zu sich selbst.
Die Einstellung, die ich zu mir habe, wenn ich Fotos oder Selfies in erotischen Posen mache und dann veröffentliche.
Die Einstellung, die ich zu dem Job habe.
Und das ist doch so: man kann noch so jung sein, wenn man sich selbst nicht wertschätzt und auch nicht den Job, dann ist da weniger Spass und Leben drin, egal ob jung oder alt. Und dann wird der ganze Akt halt mehr zu einer Technik, als zu einer Begegnung. Und das mag ich nicht.
Also: ein Hoch auf mein Alter! (Welches ja eigentlich egal ist).
Claudia Nova